Heinz Schütz
Kurztext
Behörden
setzen Gesetze und politische Entscheidungen in die Praxis um. Der Bürger
begegnet in den Behörden dem praktisch gewordenen Staat. Die öffentliche
Diskussion der politischen Tragweite der Behördenarbeit findet, wenn überhaupt,
im Parlament und in den Medien statt.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung nicht hoch genug einzuschätzen,
im Münchner Kreisverwaltungsreferat einen Reflexionsraum zu eröffnen.
Das Liftarchiv, das die Künstlergruppe Szuper Gallery in der Eingangshalle
einrichtete, bezieht sich auf den Ort seiner Installation und stellt in immer
neuen Anläufen mit den Mitteln der Kunst Fragen nach der Beschaffenheit
des öffentlichen Raumes. Im Gegensatz zu den gewöhnlich meist statischen
Arbeiten, die aus dem Kunst-am-Bau-Etat finanziert werden, diente das Liftarchiv,
das sich wie ein Aufzug nach oben und unten fahren lässt, der Veranstaltung
von wechselnden Ausstellungen, Installationen und Videobespielungen.
Im Laufe von vier Jahren präsentierte Szuper Gallery eigene Arbeiten, aber
auch Arbeiten eingeladener Künstler. Das Spektrum der Präsentationen
reichte von dem in den Fluren des Kreisverwaltungsreferates aufgenommenen Video,
über die Dokumentation der Geschichte des Mikrostaates Sealand als Utopie
eines autonomen Staates, einer Serie von Videos, die sich mit den verschiedenen,
nicht zuletzt repressiven Aspekten des öffentlichen Raumes auseinandersetzen,
die Einladung der Künstlergruppe Schleuser.net mit ihrer Frage „Brauchen
wir wirklich einen neuen Anti-Imperialismus?“, bis hin zu der herausfordernden
Verwandlung von Flaggen westlicher Länder in „Burqagespenster“
und dem Aufruf zur Abstimmung über ein Bild.
Die Beiträge wurden im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung durchaus
kontrovers diskutiert. Die Kontroverse führte nicht zuletzt zu Protesten
und zur Verhüllung des Liftarchivs. Szuper Gallery erklärte die zeitweilige
Verhüllung zu einem Teil des künstlerischen Diskurses. Nun, nachdem
die Veranstaltungsphase abgeschlossenen ist, werden die Aktivitäten als
permanente Installation im Liftarchiv dokumentiert und archiviert.