LIFTARCHIV

Szuper Gallery, Liftarchiv 2001-2005

gläserne Liftkabine 2,9 x 1,5 x 2,4 m
Aufzugkonstruktion fahrbar bis Höhe 9 m
Wechselnde Installationen und Bestückung


Ort: Kreisverwaltungsreferat KVR

zum Inhalt:

Behörden setzen Gesetze und politische Entscheidungen in die Praxis um. Der Bürger begegnet in den Behörden dem praktisch gewordenen Staat. Die öffentliche Diskussion der politischen Tragweite der Behördenarbeit findet, wenn überhaupt, im Parlament und in den Medien statt.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung nicht hoch genug einzuschätzen, im Münchner Kreisverwaltungsreferat einen Reflexionsraum zu eröffnen. Das Liftarchiv, das die Künstlergruppe Szuper Gallery in der Eingangshalle einrichtete, bezieht sich auf den Ort seiner Installation und stellt in immer neuen Anläufen mit den Mitteln der Kunst Fragen nach der Beschaffenheit des öffentlichen Raumes. Im Gegensatz zu den gewöhnlich meist statischen Arbeiten, die aus dem Kunst-am-Bau-Etat finanziert werden, diente das Liftarchiv, das sich wie ein Aufzug nach oben und unten fahren lässt, der Veranstaltung von wechselnden Ausstellungen, Installationen und Videobespielungen.
Im Laufe von vier Jahren präsentierte Szuper Gallery eigene Arbeiten, aber auch Arbeiten eingeladener Künstler. Das Spektrum der Präsentationen reichte von dem in den Fluren des Kreisverwaltungsreferates aufgenommenen Video, über die Dokumentation der Geschichte des Mikrostaates Sealand als Utopie eines autonomen Staates, einer Serie von Videos, die sich mit den verschiedenen, nicht zuletzt repressiven Aspekten des öffentlichen Raumes auseinandersetzen, die Einladung der Künstlergruppe Schleuser.net mit ihrer Frage „Brauchen wir wirklich einen neuen Anti-Imperialismus?“, bis hin zu der herausfordernden Verwandlung von Flaggen westlicher Länder in „Burqagespenster“ und dem Aufruf zur Abstimmung über ein Bild.
Die Beiträge wurden im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung durchaus kontrovers diskutiert. Die Kontroverse führte nicht zuletzt zu Protesten und zur Verhüllung des Liftarchivs. Szuper Gallery erklärte die zeitweilige Verhüllung zu einem Teil des künstlerischen Diskurses. Nun, nachdem die Veranstaltungsphase abgeschlossenen ist, werden die Aktivitäten als permanente Installation im Liftarchiv dokumentiert und archiviert.

Heinz Schütz


Der Ort : Kreisverwaltungsreferat, Ruppertstr. 11/19


Eingangshalle KVR mit LIFTARCHIV









LA 1
Herbst 2001
Liftarchiv Eröffnung mit rotem Sofa

Eröffnung des Liftarchivs: Archiv-Lounge mit rotem Sofa, Diaprojektion, Vorstellung der Webseite: www.liftarchiv.de





LA 2
Frühjahr 2002.

Nirwana – eine Videoperformance aufgenommen im KVR

Im Video mit dem Titel Nirwana wird die Behörde nachts zur Bühne für die surreale Begegnung dreier Menschen. Während im Hintergrund der von Szuper Gallery komponierte Elektropop zu hören ist bewegen sich zwei Frauen und ein Mann nach einer unerklärten Choreographie durch die Flure des KVR. Dabei wird die funktionale Athmosphäre des Amtes zum freizügigen, anarchischem Spielfeld.










LA 3
Herbst 2002
Installation:Intervall
Das Liftarchiv wird vorübergehend geschlossen und mit beigen Lackvorhängen verhängt.

 

LA 4
Frühjahr 2003

Öffentliches Sprechen
Installation und Video-Serie mit Nick Blythe, Stephen Connolly, Rainer Ganahl, Simon Goldin, Mark Harris, Inventory, Ralf Küster und Olaf Simon, Gia Rigvava
In den Videos werden unterschiedliche Methoden des Agierens in der Öffentlichkeit und des öffentlichen Sprechens vorgeführt. Dabei kreisen sie um Fragen wie sich künstlerische Arbeit und Absicht entweder im institutionellen oder öffentlichen Rahmen verwirklichen lässt. Die beteiligten Künstler nehmen dabei oft verschiedene Rollen an oder gründen selber öffentliche Institutionen.







LA 5
Herbst 2003

Brauchen wir wirklich einen neuen Anti-Imperialismus?

Videointerviews und Installation in Zusammenarbeit mit schleuser.net
zeigt eine Recherche zum Thema internationale Mobilität und Immigration. Dabei wird Migration dargestellt als zeitgemäßes Lebensform in der Demokratie












LA 6
Winter 2004

Was ist zu tun - Work in Progress
Die Installation Brauchen wir wirklich einen neuen Anti-Imperialismus wird vom KVR verhüllt und somit ensteht eine neue Präsentation in der Zusammenarbeit von schleuser.net, dem Kreisverwaltungsrefereat und Szuper Gallery.

LA 7
Frühjahr 2004

TAZ - Temporary Autonomous Zone

in Zusammenarbeit mit Alun Rowlands
thematisiert die Suche nach individuellen Lebensformen. Vorgestellt wird die gelebte Utopie einer neu ergründeten Lebensform auf einer ehemaligen Helikopter-Landeplattform, dem Mikrostaat ‘Sealand’ in der Nordsee. Dieser Staat als System hinterfragt die Demokratie, in dem es selbst immer wieder seine Form verändert und von den dort ansässigen Menschen, ihren Aktionen und Bewegungen neu gestaltet wird. Die Installation dokumentiert die Suche nach einer Idealform die gegen alle widrigen Umstände verteidigt werden muss.
LA 8
Herbst 2004
Stimmen für ein Bild -Ein performatives Projekt in Zusammenarbeit mit Michael Hauffen.

Ein gemaltes Bild wird im Liftarchiv ausgestellt. Dazu wird eine „demokratische“ Wahl durchgeführt, von deren Ausgang es abhängt ob das Bild nach einer bestimmten Frist verhängt, noch eine Weile gezeigt oder dem KVR geschenkt wird. Die Aufwärtsbewegung der Liftkabine funktioniert dabei als Stimmungsbarometer.
LA 9
Frühjahr 2005
"Das BURQA Projekt -An den Grenzen meiner Träume begegnete ich dem Geist meines Doppelgängers" von Jn.Ulrick Désert

in Zusammenarbeit mit der Austellung Xenopolis – Von der Faszination und Ausgrenzung des Fremden (www.xenopolis.de)
Gezeigt werden Burquas, die aus Flaggenstoffen der vier westlichen Supermächte USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien hergestellt wurden. Mit klaren Symbolen aber vielfältigen Möglichkeiten der Interpretation wird die durch die Globalisierung entstandene Begegnung unterschiedlicher Kulturen und Traditionen kommentiert, wobei sich das Projekt aber explizit für verschiedene Fragen und Lesarten öffnet.














LA 10
Ab Herbst 2005
Liftarchiv Finale

In einer dauerhaften Installation wird das gesamte, im Projektzeitraum und im Zusammenhang mit dem Liftarchiv enstandene Material, darunter Fotos, Objekte und Dokumente, archiviert.